Einmalig grüßt das Schweizer Murmeltier

Die Tage lang und die Grenze wieder offen: Vom 22. bis 26. Juni 2020 war ich in Graubünden im Südosten der Schweiz: Bergsteigen auf mehr als 2000 Metern über dem Meeresspiegel und Bahnfahren auf den höchstgelegenen Strecken Europas. Zu Corona-Zeiten war dies eine einmalige Flucht aus dem drögen, eingeschränkten Alltag. Hier ein Bericht und ein paar Tipps für alle, die dort auch einmal reisen und danach nicht bankrott sein wollen, denn in der Schweiz ist es bekanntlich teuer. 

Zuerst drei tiefe Atemzüge. Eins, zwei, drei. Und noch einer. Ja, so schmeckt sie, die Alpenluft: Rein und sauber, hoch konzentriert. Wie sehr hatte ich mich danach in den engen Straßen meines Kölner Veedels während des Corona-Lockdowns gesehnt: Frischluft, Berge, Bewegung, Reisen. Am 15. Juni war die deutsch-schweizerische Grenze wieder geöffnet worden. Umso intensiver die Dosis voller Sauerstoff, die ich inhaliere, als ich sieben Tage später, am 22. Juni, in Chur ankomme. In der Hauptstadt des Kantons Graubünden steige ich um in einen Zug der 'Rhätische Bahn', die das Streckennetz im größten Kanton der Schweiz betreibt. Vor mir liegt eine der schönsten Bahnlinien der Welt.

Die Albula-Linie - Reines Landschaftskino

144 Brücken, 42 Tunnel, tiefe Täler mit reißenden Schluchten - all das sieht, wer mit der Schmalspurbahn durch das Albula-Tal nach Sankt Moritz fährt. Innerhalb von zwei Stunden bewältigt die Bahn 1000 Höhenmeter. Vorbei ziehen mittelalterliche Burgen, wilde Wege, grüne Hänge mit vielen Nadelbäumen. Auf seiner Strecke von knapp 62 Kilometern überquert der Zug mehrmals den Fluss Albula, tief gefurcht in das gleichnamige Tal. Weit oben, mit mehr als 3000 Metern, thronen die Gipfel der Alpen. All das ist reines Landschaftskino! 

So göttlich und majestätisch die Natur, genauso meisterlich ist die Menschenhand, die die Bahnlinie erschuf. Der Bau begann Ende des 19. Jahrhunderts, im September 1898, und dauerte knapp fünf Jahre: Am 1. Juli 1903 wurde die Strecke eröffnet (das verlängerte Stück bis St. Moritz ging ein Jahr später in Betrieb). Seit 2008 gehört sie, zusammen mit der Bernina-Linie, zum UNESCO-Weltkulturerbe. 

 

Ich bin in den Kanton Graubünden gekommen, um die rollenden Räder und das jähe Tuten des Zuges zu hören und dabei die wunderschöne Landschaft zu sehen. Und so war dies mein Plan für den nächsten Tag: Weiter raus aus dem Alltag: Mit der Bernina-Linie von Sankt Moritz nach Tirano in Italien zu reisen und dort zu speisen.